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Der greise Kopf Der Reif hatt' einen weißen Schein Mir übers Haar gestreuet; Da glaubt' ich schon ein Greis zu sein Und hab' mich sehr gefreuet. Doch bald ist er hinweggetaut, Hab' wieder schwarze Haare, Daß mir's vor meiner Jugend graut - Wie weit noch bis zur Bahre! Vom Abendrot zum Morgenlicht Ward mancher Kopf zum Greise. Wer glaubt’s? und meiner ward es nicht Auf dieser ganzen Reise!
Kommentar zu meinem Lieblingsgedicht:Gefällt mir ziemlich gut, weil die Gefühle, die das lyrische Ich hegt, so atypisch für unsere Gesellschaft erscheinen, aber, wenn man das Gedicht nicht weltlich sieht und vielleicht auch noch an metaphysische Dinge - z.B. Wiedergeburt - glaubt, es durchaus nachvollziehbar ist. Es stellen sich nämlich sofort Zweifel bezüglich der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens und der Richtigkeit im Plan Gottes ein. Dieses Gedicht des "Volkslied"-Dichters Wilhelm Müller (1794-1827) wurde von Schubert in der "Winterreise" vertont. Eingereicht von Michael S. am 02.07.2002.
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