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Hälfte des Lebens Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm' ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen.
Kommentar zu meinem Lieblingsgedicht:Schon der erste Satz "Mit gelben Birnen hänget und voll mit wilden Rosen das Land in den See" hat nach meinem Empfinden unglaublich viel Ausdruck, sowohl was das Bild selbst aber auch was die Melodik, den Rhythmus angeht. Und genauso bild- und wortgewaltig geht es weiter, obwohl die Bilder eigentlich einfach und fast banal sind. Ich mag das Gedicht, weil es am Ende Melancholie ausdrückt, aber am Anfang viel Schönheit, die einen damit versöhnt ... so wie man versöhnt ist, wenn das Jahr trüb zuende geht, aber das Frühjahr schön war ... Der Verfasser Friedrich Hölderlin lebte von 1770 bis 1843. Das hier zitierte Gedicht schrieb er 1805 - also tatsächlich fast zur "Hälfte des Lebens". Weitere biographische Details über Hölderlin finden Sie hier. Eingereicht von Dorit Welzel am 30.10.2002.
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