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Auf zu neuen Ufern Wie soll's nun weitergehen?Die Umfrage ist ausgewertet, die Gewinner der Verlosung ermittelt, die Probezeit beendet. Jetzt wird es ernst, denn ich muß mich entscheiden, wie es mit meinen Anthologie.de-Seiten weitergehen soll. Die eine Möglichkeit wäre, das hier präsentierte Angebot dem anzupassen, was die Mehrzahl der Besucher meiner Website lesen will. Und spätestens nach meiner Umfrage weiß ich, was sie hier lesen möchten: Muster-Gedichtinterpretationen für Schule oder Hochschule, im Idealfall natürlich zu jedem Gedicht! An dieser Stelle muß ich jedoch jeden Schüler und jede Schülerin enttäuschen: das werdet Ihr hier auch in Zukunft nicht finden! Abgesehen davon, daß ich personell gar nicht in der Lage wäre, ein solches Angebot bereitzustellen, fände ich es auch schade, wenn der kreative Akt des Schreibens von Gedichtinterpretationen durch vorgefertigte Musterlösungen entwertet werden würde. Es ist eine Sache, sich gute Gedichtinterpretationen anzuschauen, dabei die grundlegenden Elemente der Interpretation zu lernen und sich beim Verfassen eigener Arbeiten an diesen Vorbildern zu orientieren (hierzu habe ich Euch übrigens eine kleine Linkliste vorbereitet). Es ist jedoch eine ganz andere Sache, einfach ganze Passagen vollständig abzuschreiben und als eigene Machwerke auszugeben. Erstens ist das sehr uncool, und zweitens kommt es ja irgendwann doch raus. Oder haben Eure Lehrer etwa keinen Internetanschluß? Aber zurück zum eigentlichen Thema. Wie soll es nun mit meinem Anthologie-Projekt weitergehen? Ich bin mir in den letzten Wochen klar geworden, daß ich trotz der bislang sehr enttäuschenden Resonanz das Projekt genau so weiterführen möchte, wie es von Anfang an geplant war. Denn es gibt im Internet mittlerweile schon eine Vielzahl von Gedichte-Seiten, Anthologien und experimentellen Literaturprojekten, aber offensichtlich noch keine einzige Sammlung von Gedichtinterpretationen. (Moment, hat da jemand 'Braucht man das?' gerufen? Ja, doch, man braucht das. Ich brauche das. Aber dazu unten mehr). Manchmal, wenn ich die Gedicht-Abteilungen mancher privaten Homepage durchstöbere, habe ich den Eindruck, daß die meisten Leute viel lieber selber Gedichte schreiben, als sie bei anderen zu lesen. Ich meine: nicht nur oberflächlich zu lesen, sondern sie richtig in sich aufzunehmen, in ihnen spazierenzugehen, sie sich zu eigen zu machen. (Die meisten Leute reden ja auch viel lieber, als daß sie zuhören Gelegentlich höre ich - gerade von passionierten Gedichteliebhabern - den Vorwurf, mit einer Gedichtrezension würde man den Zauber des Gedichts zerstören. Nach dem Motto: Wer ein Gedicht rupft und zerpflückt, sollte sich nicht wundern, wenn er hinterher nur belanglose Einzelteile in der Hand hält, während die Seele des Gedichts entflogen ist. Ich habe dies nie so empfunden. Vielleicht, weil ich auch selbst gelegentlich Gedichte geschrieben habe und deshalb gewohnt bin, Poesie nicht nur mit den Augen des Lesers, sondern auch mit den Augen des Dichters zu lesen. Und als solcher weiß, daß die faszinierende Wirkung, die von guten Gedichten ausgeht, zu einem großen Teil auf dem (bewußten oder unbewußten) Befolgen bestimmter "handwerklicher" Regeln beruht. Eine desillusionierende Erkenntnis? Nein - denn von nichts kommt nichts, und warum sollte das für die Kunst nicht auch gelten? Wer gute Gedichte schreiben will, sollte also nicht nur möglichst viele andere (gute!) Gedichte, sondern auch möglichst viele (gute!) Rezensionen über Gedichte lesen - z.B. die erstklassigen Beiträge der Frankfurter Anthologie. Noch ein Punkt erscheint mir erwähnenswert. Die Art von Gedichtbesprechungen, die ich gerne auf meinen Seiten sehen würde, sollen weder anspruchsvoll-langweilige Fingerübungen sein, noch sollen sie die unnahbare Aura hoher Kunst mit sich tragen (...nicht daß Sie sich etwa aus diesem Grunde entmutigen lassen, hier mitzumachen!). Es sollen im Gegenteil lebendige Berichte von ganz normalen Lesern sein. Das macht für mich gerade den Reiz und die Einzigartigkeit dieses Projekts aus. Ich möchte nicht nur Gedichte präsentieren, sondern auch zeigen, wie man (das heißt: wie jeder von uns) mit Gedichten umgeht: wie wir sie konsumieren, wie wir uns etwas zu ihnen denken, uns mit ihnen abmühen, sie uns aneignen, sie in unser Leben einbauen und so weiter. Das finde ich eine enorm spannende Frage. Der Rahmen klassischer Gedichtinterpretationen erscheint mir hier zu eng zu sein; er soll gesprengt werden, indem die Autoren ihre eigenen, persönlichen Erlebnisse mit einfließen lassen. Noch allerdings ist die Zahl der Mitstreiter sehr gering. Trotz diverser Anstrengungen meinerseits (Beispiel: die von April bis Juni '02 vorgeschaltete Info-Seite mit ihren finanziellen Anreizen) habe ich bisher kaum Mitautoren gefunden. Nun gut, habe ich mir jetzt gesagt... dann mache ich es notfalls ganz alleine!! Denn mir selbst macht es sehr viel Spaß, über Gedichte und über das Lesen von Gedichten zu schreiben. Und wenn eines Tages tatsächlich 9 von 10 Beiträgen auf meiner Seite aus meiner eigenen Feder stammen sollten... sei's drum! Soviel Egoismus gestatte ich mir jetzt einfach mal, auf meiner eigenen Homepage das zu machen, was mir selbst gefällt. Und wer weiß, vielleicht fühlt sich durch meine Beispiele irgendwann doch noch jemand animiert, mitzumachen. Oder mir zu widersprechen. Oder wenigstens einen meiner Banner auf seine Homepage zu entführen. Alles kann, nichts muß. In diesem Sinne: schauen Sie sich ruhig noch ein bißchen auf meinen Seiten um... Viel Spaß dabei! Diese Seite wurde erstellt am 01.07.2002. Letzte Aktualisierung am 02.07.2002.
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