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Bertolt Brecht
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Fahrend in einem bequemen Wagen

Fahrend in einem bequemen Wagen
Auf einer regnerischen Landstraße
Sahen wir einen zerlumpten Menschen bei Nachtanbruch
Der uns winkte, ihn mitzunehmen, sich tief verbeugend.
Wir hatten ein Dach und wir hatten Platz und wir fuhren vorüber
Und wir hörten mich sagen, mit einer grämlichen Stimme: Nein
Wir können niemand mitnehmen.
Wir waren schon weit voraus, einen Tagesmarsch vielleicht
Als ich plötzlich erschrak über diese meine Stimme
Dies mein Verhalten und diese
Ganze Welt.



Hinweis: Dieses Gedicht wird hier im Rahmen eines selbständigen Sprachwerks zitiert (§ 51 UrhG).  Weitere Infos




Elisaweta Belajewskaja

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Kommentar zu meinem Lieblingsgedicht:


Das Gedicht setzte mich plötzlich ins tiefe Nachdenken ein. Je öfter irrationale weltfremde Situationen passieren, desto öfter pflegen wir, die ausser Acht zu lassen, und desto irrationaler und menschenfremder wird die Welt.




Das obige Gedicht geht auf ein tatsächliches Ereignis in Brechts Exilzeit zurück. In einer Anmerkung des Herausgebers der "Berliner und Frankfurter Ausgabe" der Werke von Bertolt Brecht (1993) wird die Szene wie folgt beschrieben (basierend auf einer Aufzeichnung Berlaus vom Februar 1950, im Nachlass Brechts):
Ruth Berlau fährt 1937 mit Brecht in Dänemark in ihrem Auto, als jemand mitgenommen werden will. Ruth Berlau will anhalten, Brecht jedoch sagt: "Nein, wir können niemand mitnehmen". Berlau kommentiert mit "Scheußlich!", fährt aber weiter. Brecht verfasst das Gedicht als Abbitte und schickt es seiner Freundin. Berlau moniert, dass er ihren Kommentar vergessen habe.

Eingereicht von Elisaweta Belajewskaja (Ukraine) am 26.10.2007.



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